19 April 2006

Vier Wochen später



Ummayyaden Moschee, Damaskus

Wir haben Koushari in Kairo gegessen und über Umwege doch noch unser Gepäck erhalten. Wir sind jetzt im stolzen Besitz eines apricotfarbenen und eines neongelben Handtuches. Wir haben Rohrzuckersaft getrunken und die Kheobs-Pyramide von Innen erklommen. Uns wehte Eselsscheißearoma um die Nase und wir haben in schwefeligen Quellen gebadet. Wir sind auf dem Dach eines babyblauen Jeeps durch die libysche Wüste gecruist und sind auf der Busfahrt durch mindestens acht verschiedene Wüstenarten in einem Sandsturm steckengeblieben.
Nach einem 23 stündigen Horrotrip mit kaputten Bussen, vollen Wartehallen, ekeligen Toiletten und wenig Schlaf haben wir Aqaba, Jordanien erreicht. Dort haben wir den Strand genossen und ab dann kein einziges Mal einen Bus so bekommen wie geplant. Wir trampten nach Wadi Rum und ruinierten unsere Hinterteile bei einem 6 stündigen Kamelritt. Wir nächtigten im Sand unter den Sternen und verscherzten es uns mit den Beduinen. Wir schliefen im Großen Tempel in Petra und kauften echten Gouda in Amman. Wir flohen nach Damaskus und genossen das Altstadtleben in Bab Tuma und im Suq Sarudja. Und dann überfiel uns die Langeweile.
Nun sind wir seit vier Wochen wieder zu Hause. Die Fotos sind entwickelt und im Album verstaut. Die Handtücher sind gewaschen - hatten sie auch dringend nötig. Mein Heißhunger auf Kartoffeln hat sich normalisiert und inzwischen würde ich viel für eine Portion Koushari geben.
Wann ich das nächste Mal losziehe, weiß ich nocht nicht. Wohin weiß ich auch noch nicht. Aber irgendwann geht's bestimmt irgendwohin und dann gibt es auch einen neuen Blog.
Bis dahin,
Johanna

21 März 2006

Man muss ja auch mal spontan sein

Aus Gruenden akuten Geldmangels waren alle unten aufgefuehrten Plaene leider nicht realisierbar.
Und weil wir am gestrigen Montag so richtig die Schnauze voll hatten, haben wir einfach mal aus dem Hotel ausgecheckt, ohne einen Plan, wo wir nun hinkoennten.
Tja, dass wir nur knapp vier Stunden spaeter im Flugzeug zurueck nach Hause sassen, haetten wir da auch noch nicht gedacht. Aber wie Isa so schoen sagte: Man muss ja auch mal spontan sein.
Wie ich es finde seit etwa 22 Stunden wieder in Deutschland zu sein, weiss ich noch nicht so genau. Ist schon komisch, so ploetzlich im kalten Leipzig zu sein.
Vielleicht schreibe ich in den naechsten Tagen noch ein Reisefazit oder soetwas, vielleicht aber auch nicht. Im Moment bin ich jedenfalls nicht in der Laune und widme mich stattdessen lieber dem Genuss des sogenannten "Erdapfels".
Gruß,
Johanna

Damaszener Schreibblockade


Barrada Fluss, Damaskus, 19.Maerz 06

Ich hab 'ne Schreibblockade. Jetzt sitze ich seit knapp fuenf Minuten hier und versuche irgendetwas ueber die letzte Woche in Damaskus berichten und es geht mir nichts durch die Finger. Vielleicht sollte ich einfach Passagen meiner Damaskus-Hymnen vom letzten Jahr einfuegen? Nein, das waere ja auch irgendwie doof.
Nungut, versuche ich mal zusammenzufassen. Die meiste Zeit verbrachten wir damit, durch die grossen und kleinen Gassen des Suq al-Hammadiye zu wandern, in kleinen Teehaeusern haengezubleiben, Nargiles (syr. fuer "Wasserpfeife") zu rauchen, Tees zu trinken und leckere Kleinigkeiten zu essen.
Wir haben die Umayyaden-Moschee besucht, sind durch eines der beruehmtesten Altstadthaeuser, den Azm-Palast spaziert und haben Blicke in das nur fuer Maenner betretbare Hammam Nur ad-Din riskiert.
Wir haben die Leute in meinem Viertelchen, den Suq Sarudja, begruesst; von den Baeckern allmorgentlich (ausser freitags versteht sich) frisch im Holzfeuer gebackene Fladenbrote gekauft, taeglich den rauchenden und teetrinkenden Abu Saleh getroffen und ein "Keifak? Al-hamdul-illah! Wa anti? Bihir aithan, al-hamdul-illah! Tafadhali shai? La shukran! Tamam, ilal-liqa. Ma'as-salama wa ilal-liqa" (zu dt. "Wie geht es dir? Gott sei dank (gut)! Und du? Auch gut, Gott sei Dank! Bitteschoen, einen Tee? Nein Danke! In Ordnung, bis ein andern Mal. Geh mit Frieden, bis ein andern Mal") gewechselt.
Kurz: Wir haben das damaszener Leben in vollen Zuegen genossen, meistens fern der touristischen Pfade. Einmal haben wir auch wiedeer eine shiitische Prozession auf ihrem Weg zur Omayyaden-Moschee, sich schlagend und singend (Selbstgeisselung zum Gedenken an die Ermordung des dritten Imams Hussein ibn Ali) getroffen. Der ganze Suq war durch die pakistanischen und indischen Pilger verstopft und der Laerm, wenn sich diese Massen unter lauten, ekstatischen Singen rythmisch die Brust teilweise blutig schlagen ist wirklich beachtlich. Ganz verstehen werde ich wohl nie, warum Menschen das tun, aber wenn sie daran glauben, bitteschoen. Da freu ich mich, mit sowas nichts am Hut zu haben...
Irgendwann fing es jedoch an langweilig zu werden. Ich mag Damaskus immernoch gerne und bin mir gar nicht mehr so sicher, ob die Universitaet von Kairo den Flair der damaszener Altstadt aufwiegen kann. Nur irgendwie ist es doof, nichts zu tun zu haben, und nur so vor sich hin zu geniessen. Das habe ich letztes Jahr schon ausgiebig getan und auch Isa hatte nach kurzer Zeit genug.
So fingen wir also an, neue Plaene zu schmieden. Sollen wir jetzt schon in den Libanon? Wollen wir einen Trip in die Tuerkei machen? Wollen wir unseren Flug schmeissen und ueber Land nach Hause fahren, unsere Reise einfach verlaengern?
Irgendwie hat diese Ziellosigkeit unsere Laune stark negativ beeinflusst.







15 März 2006

Ende der Reise? Och noe...

Tja, eigentlich ist dieser Blog damit beendet. Wir sind von Kairo ueber Land nach Damaskus gefahren und haben in den zwei Wochen und zwei Tagen viel erlebt. Jetzt haben wir noch drei ein halb Wochen. Irgendwie waren wir zu schnell. Was also tun?
Ich glaube, wir werden auch hier noch reichlich was erleben, auch wenn ich das meiste kenne. Ausserdem werden wir ja noch fuer ein paar Tage in den Libanon fahren. Und zu schreiben gibt's fuer mich immer genug. Wer also weiterhin daran interessiert ist, was wir so treiben, ist herzlich eingeladen mitzulesen.
Jetzt muss ich erstmal Damaskus geniessen. Es hat sich ein klein bisschen veraendert hier. Fiarz hat sein Cafe verkauft und arbeitet jetzt als Friseur. Sein Cafe wurde ausgebaut und ist mir jetzt irgendwie zu schnieke. Die Leute im Hotel sind alle die selben geblieben und bis auf dass der Innenhof noch mit einer Plane ueberdacht ist, ist alles gleich - vor allen Dingen die tollen Duschen. Abu Saleh, der alte, weise Kloputzer der Moschee in meinem Viertel, sitzt weiterhin teetrinkend auf der Strasse und fuehrt nette Smalltalks mit mir. Meine Baecker haben sich gefreut, mir heute Morgen frisch gebackenes Brot verkaufen zu koennen. Der Kioskmann, der mir immer "halib barid", kalte Milch, verkauft, hat sich auch gefreut und ueberhaupt ist alles nett hier.
Heute morgen habe ich Isa schon in die Altstadt und in eins meiner Lieblingscafes geschleppt. Mal sehen wie sie es hier findet.
Aber apropos Isa. ich werde besser nie wieder mit ihr verreisen. Mit derZeit wird es immer unheimlicher. Erst werden wir fuer Schwestern, dann fuer Zwillinge (??) gehalten. Wir denken und sagen dauernd das gleiche und wenn wir was kaufen wollen, ist es in fast allen Faellen so, dass wir genau die gleichen Dinge favorisieren. Inzwischen haben wir ein System entwickelt, wonach wir abwechselnd was kaufen und der rechtmaessige Besitzer dann versprechen muss, betreffenden Gegenstand in regelmaessigen Abstaenden dem andenen zu ueberlassen. Aber diese eine Tasche von heute, die kauf' ich mir vielleicht doch selbst noch...
Bis die Tage,
Johanna

Flucht nach Vorne

Petra, 13.Maerz 06
Huch, nun will ich ueber Petra berichten, wo ich doch schon im heimischen Damaskus bin. Das verwirrt mich. Nun, ich werde es mal versuchen.
Also, Petra ist die im 3. Jahrhundert v.Chr. in den Fels gehauene Hauptstadt der Nabataeer, von der aus die Handelswege ueber Damaskus nach Indien kontrolliert wurden. Wahrscheinlich wegen eines Erdbebens wurden die Nabataeer dazu gezwungen die Stadt aufzugeben, spaeter nisteten sich die Roemer sich dort fuer einige Zeit ein.
Wir hatten leider nicht sehr viel Zeit fuer die Erkundung der Ruinen, da wir (eigentlich) nachmittags einen Bus nach Amman nehmen wollten. Es blieben uns also die absoluten Highlights, die allerdings sehr nett zu beklettern und betrachten waren. Nur finde ich Palmyra in Syrien immernoch netter, dort kann man sich richtig vorstellen, wie dort einst gelebt wurde. Petra wirkte hingegen doch schon ziemlich tot.
Unser Bus nach Amman fiel, wie eigentlich alle Busse, die wir in Jordanien nehmen wollten, aus und so mussten wir ueber Umwege mit viel Wartezeit in Minibussen fahren, bis wir abends endlich ankamen. Amman ist eine Stadt, die sich irgendwie nicht entscheiden kann, ob sie lieber traditionell-arabisch oder westlich-modern sein will und bei dem Versuch einen Kompromiss zu schliessen letztlich chaotisch und nicht sonderlich ansprechend wirkt. Zudem herrscht auch dort das Preis-Problem und so wohnten wir in einem Hotel, dass vor mehreren Jahren vielleicht schoen gewesen sein koennte, inzwischen aber doch etwas vernachlaessigt war und ausserdem nur wahlweise eiskalte oder siedendheisse Duschen hatte. Ich habe mich fuer siedenheiss entschieden, nachdem ich in Siwa schon kalt duschen musste. Ich glaube, kalt waere besser gewesen...
In Amman haben wir nicht viel gemacht. Hauptsaechlich haben wir echten hollaendischen Kaese gekauft und verspeist und Bustickets nach Damaskus reserviert. Irgendwie hatten wir genug von Jordanien. Wir haetten besser laenger in Aegypten bleiben sollen, aber wer kann schon ahnen, dass Jordanien so deprimierend wird. Ein paar Scheisstage sind auf jeder Reise normal, aber dass die sich so auf ein Land konzentrieren ist wirklich dumm gelaufen. Hmm, vielleicht gebe ich Jordanien eines Tages nochmal eine Chance. Zurueck konnten wir nicht, sonst haetten wir neue Visa kaufen muessen, also haben wir die Flucht nach vorne angetreten und sind gestern Abend wohlbehalten in Damaskus angekommen. Und man beachte folgendes: Unser Bus ist planmaessig abgefahren und hatte weder Getriebe- noch sonstige Schaeden!

12 März 2006

Nacht unter Sternen

Neben den seven Pillars of Wisdom, Wadi Rum, 12. Maerz 06

Das mit den Beduinen war uns aber dann auch egal. Immerhin habe wir so einen ziemlich unvergesslichen Abend am (dauernd ausgehenden) Feuer, mit in den Flammen erwaermten Fladenbrot, Dosensardinen und in der Glut gebratenen Bananen verbringen und unter dem Sternenhimmel, der trotz fast vollem Mond in der Wueste einfach grandios ist, schlafen koennen.
Heute morgen wollten wir weiter nach Petra. Wie es aber unser Schicksal zu sein scheint fuhr der Bus nicht, und so mussten wir wir erst zurueck nach Aqaba um von dort einen Bus zu nehmen. Nun gammeln wir heute in Wadi Musa, dem Nebenort von der Ruinenstadt Petra, rum, um morgen den ganzen Tag zum Ruinenbestaunen zu haben. Immerhin kostet das auch wieder 25 Dinar.
Dieses Land ist wirklich furchtbar teuer und das mit der Gastfreundschaft...- nun, reden wir nicht mehr darueber. Deshalb werden wir schon morgen Abend nach Amman und dann wahrscheinlich Mittwoch weiter nach Syrien fahren.
Auf Syrien freue ich mich sehr. Seitdem wir den afrikanischen Kontinent hinter uns gelassen und Kleinasien betreten haben, fuehle ich mich irgendwie viel heimischer. Die Musik, das Essen, der Geruch der Strasse, alles ist ein bisschen mehr wie in Syrien. Und egal wie wohl ich mich in Kairo gefuehlt habe, Firaz, der Teehausbesitzer, hatte schon Recht, als er mich als "halbe Damaszenerin" bezeichnete.
Ich melde mich bestimmt aus Amman wieder,
bis dahin,
Johanna

Wadi Rum

Wadi Rum, 11. Maerz 06
Da wir in Aqaba meinten, genug rumgegammelt zu haben, sind wir gestern morgen bereits um 5:00 Uhr aufgestanden, um den angeblich um 6:30 fahrenden Bus zu bekommen. Es fing damit an, dass wir in unserem Hotel eingeschlossen waren und mehrmals gegen das uns einschliessende Metallgitter treten und laut rufen mussten, bis sich jemand, wenn auch schwerfaellig, dazu bequemte uns rauszulassen. Diese Huerde ueberwunden fanden wir erstaunlich schnell die Bushaltestelle, leider aber nicht den Bus. Den gab's Samstags naemlich nicht. Nungut, ein anderer Bus nahm uns mit und liess uns an der Abzweigung ins Wadi (Tal) hinaus, von wo aus wir dann per Anhalter weiterwollten. Ein grosser, uralter und unglaublich laut klappernder Laster nahm uns mit und der Fahrer, Hussein-Ali, war nett und freundlich und erkundigte sich gleich, ob wir schon verheiratet seien. Die Nettigkeit und Freundlichkeit hielt leider nicht lange vor. Nachdem er uns in einem Dorf, dummerweise dem falschen, rauslies, wollte er, und diesen Wunsch drueckte er sehr direkt und gar nicht mehr freundlich aus, 5 Jordanische Dinar haben, was in etwa 6 Euro sind.
In Syrien ist mir so etwas noch nie passiert. Ich habe in solchen Faellen aus eigenem Ermessen Geld angeboten, was nur in den seltesten Faellen angenommen wurde. Nunja, damit sind wir aber auch schon bei meinem Problem mit Jordanien angekommen. Die ach-so-grosse Gastfreundschaft wird hier sonstwie angepriesen, allerdings wird nicht gesagt, dass es die nur gegen Geld gibt. Erst ist alles freundschaftlich und nett und schoen und ploetzlich wird dann der geschaeftliche Tonfall aufgelegt und es werden meist unverschaemt hohe Preise verlangt. Mit der Tatsache, dass der Dinar bei 1,18 Euro steht und es hier sowieso teurer ist habe ich mich abgefunden. Aber fuer eine 15 Minuten Fahrt fuenf Dinar zahlen zu sollen ist wirklich einfach eine Frechheit.
Waehrend ich mich also noch ueber unseren herzallerliebsten Hussein-Ali aufregte, mussten wir dann auch noch feststellen, im falschen Ort abgesetzt worden zu sein. Also mussten wir nochmal bestimmt 10 Minuten zurueck. Dafuer mussten wir nicht bezahlen, allerdings konnten wir uns eine Dauerschleife ueber die tollen Kamel- und Jeeptouren, das unglaublich schoene Wuestencamp und die fremdenfuehrerischen Leistungen unseres Fahrers anhoeren. Als wir dann trotz allem zum offiziellen Visitors Center gingen um das Naturschutzgebiet, und nicht den Bereich drumherum, ansehen zu koenne, war er beleidigt, glaube ich. Aber wenn es in der hiesigen Gegend schonmal so etwas wie ein Naturschutzgebiet gibt, finde ich sollte man das auch unterstuezten, und sei es nur durch einen Besuch und das damit verbundene Eintrittsgeld.
Es waere zuviel, jetzt noch alle anderen Erfahrungen mit der Gastfreundschaft-gegen-Geld aufzulisten. Ich fand es einfach enorm frustrierend und nervig. Wir konnten nichts alleine machen, dauernd kamen Leute an und wollten uns "helfen" und "einladen", ganz im Namen der beduinischen Gastfreundschaft, fuer die wir dann anschliessend aber haetten zahlen sollen.
Wir haben schliesslich unser Geld zusammengekratzt und eine sechsstuendige Kameltour durchs Wadi gemacht. Die war auch wunderschoen und ich haette sie nicht missen wollen (bis auf die letzte Stunde, in der mir langsam alles weh tat). Aber obwohl wir gesagt hatten, dass wir nur die Tour machen wollten und sonst nichts, wollte uns der Typ anschliessend noch Uebernachtungsmoeglichkeiten, Dinner etc., alles zu unverschaemten Preisen anbieten. Es ging den Leuten absoult nicht in den Kopf, dass wir uns mit unserem Gepaeck, unseren Schlafsaecken und dem Essen, das wir noch hatten einfach eine windgeschuezte Ecke suchen und in der Wueste ueberachten wollten. Das war denen absolut nicht zu verklickern. Also haben wir uns schliesslich auf das Angebot eingelassen, dass wir Matratzen und Decken bekommen und man uns zu den Seven Pillars of Wisdom (einer der Berge hier, ganz offensichtlich nach Laurence of Arabia, der auch im Wadi war, benannt) brachte. Dort blieb dann ein, wenn auch netter Mann, bei uns, machte Feuer, kochte Tee und machte alle Anzeichen, auch dort uebernachten zu wollen. Ganz entgegen aller Gastregeln haben wir ihm dann freundlich aber bestimmt klar gemacht, dass wir doch bitte einfach ganz alleine dort bleiben wollen wuerden.
Nun, man verstand uns letztlich. Dafuer haben wir es uns mit der Haelfte aller in Wadi Rum lebenden Beduinen verscherzt.

Von Gaffern und Begafften

Aqaba, oeffentlicher Strand, 10. Maerz 06
Marhaba liebe Leserschaft,
etwas verspaetet, weil der letzte Text vom PC gefressen wurde, jetzt ein bisschen was zu Aqaba.
Nach unserer Marathon-Anreise haben wir seelig und mit wunderbar langgestreckten Beinen geschlafen. Eigentlich haetten wir dann gleich am Freitag weiterfahren koennen. Weil es aber erstens Freitag war und zweitens wir uns mal richtigen Urlaub goennen wollten, haben wir den Tag am oeffentlichen Strand in der Sonne siztend verbracht. Wir hatten enormen Spass daran, zur Abwechslung mal selbst zu gaffen, anstatt immer nur begafft zu werden. So sassen wir also voll bekleidet am Strand und bestaunten die vielen halbnackten Maenner und freuten uns darueber. So was nenn' ich Urlaub!
Von Zeit zu Zeit sah man auch eine Frau mit entbloessten Fuessen im Wasser plaetschern. Ausserdem scheint es hier normal zu sein, schreiende Kinder gegen ihren Willen mit ins Wasser zu nehmen und von ihren panischen, ungluecklichen und plaerrverzerrten Fratzen mit dem Handy Fotos zu machen. Nun, wenn sie meinen. Ich kann mir ja huebschere Kinderfotos vorstellen.

09 März 2006

Ankunft in Aqaba, Jordanien

Wir sind soeben, nach 23 Stunden, lebend in Jordanien angekommen.
Ich koennte jetzt eigentlich viel erzaehlen. Zum Beispiel von unserem Nachtbus, der viel zu enge Sizte hatte. Davon, dass er ab der Haelfte der Strecke einen Getriebeschaden hatte und bei jedem Schalten mein Sitz komplett nach vorne kippte. Und dass die Abgase aus unerfindlichen Gruenden im Bus landeten, was zu Kopfschmerzen und Uebelkeit fuehrte.
Oder ich koennte berichten, wie wir in Nuweiba ankamen und feststellen mussten, dass unsere Rucksaecke in Wasser getraenkt waren. Und wie wir, nachdem wir knapp eine Stunde fuer ein Faehrenticket anstanden, mit dem Kopf auf dem Tisch in einem Cafe mit einer furchtbar dreckigen Toilette eingeschlafen sind.
Auch erzaehlenswert waere, wie wir an einer ewig langen Schlange vorbeigelassen wurden und so gluecklicherweise ohne stundenlanges Anstehen an unsere Ausreisestempel kamen. Und wie wir danach in einer grossen, mit Menschen und Fliegen vollgestopften Halle warteten und dabei pro Person maximal einen halben Quadratmeter zur Verfuegung hatten.
Vielleicht interessiert sich auch jemand dafuer, wir wir um 15 Uhr endlich in der Faehre ankamen und dann noch zwei Stunden warten mussten, bis sie letztlich losfuhr. Oder fuer das 30 Aegyptische Pfund teure Lunchpaket mit komischen Erdbeersaft darin.
Naja, und wenn ich schon dabei waere, koennte ich auch gleich beschreiben, wie es war, in Aqaba angekommen, nochmal zwei Stunden wegen Immigrationsproblemen warten zu muessen, sich dann in einer Menschenmasse aus der Faehre zu quetschen und keine Ahnung zu haben, wo eigentlich der Pass abzuholen sein sollte.
Natuerlich waere dann auch unsere Ankunft im erstaunlich sauberen Hotel, das Abgeben der nassen Waesche zum Waschen, das Duschen, das Ausruhen, das Finden eines Internetcafes erwaehnenswert.
Da das aber alles ziemlich jammernd rueberkaeme und wir unser Schicksal schliesslich selbst gewaehlt haben, lasse ich das und mache mich jetzt auf die Suche nach etwas Essbaren und geniesse dann ausgiebig die Moeglichkeit, lang ausgestreckt zu schlafen.
Gruss,
Johanna

08 März 2006

Letztes Fruehstueck in Kairo

Marhaba liebe Leserschaft,
heute war es soweit: Isa und ich haben unsere erste Packung Vollkornbrot angebrochen und aufgegessen. Dazu gab es echte Daenische Lurpak Butter (die einzige im Nahen Osten vetriebene Butter) und Kiri, den westlichsten Kaese, den wir finden konnten. Erdbeer- und Mangojoghurt rundeten das Bild ab, nur der Karkade (Hibiskustee) ist noch recht einheimisch.
Damit verabschieden wir uns dann auch fast schon aus Aegypten. Heute Abend nehmen wir den Nachtbus nach Nuweiba, ans Rote Meer und morgen werden wir dann, inshallah, mit der Faehre nach Aqaba, Jordanien, uebersetzen.
Bis zum naechsten Bericht,
Gruss,
Johanna

07 März 2006

Durch die Wueste

Libysche Wueste, nahe Siwa, 05. Maerz 06
Marhaba liebe Leserschaft,
hiermit melden wir uns als wohlbehalten aus der Wueste in die "kairoer Zivilisation" zurueckgekehrt. Die Rueckfahrt war etwas beschwerlich. Nicht nur, dass man 12 Stunden unterwegs ist, nein, heute standen wir auch noch 2 Stunden in der Wueste herum, weil uns ein Sandsturm an der Weiterfahrt hinderte. Ganz Aegypten scheint jetzt unter einer Sandwolke zu liegen und es lohnt sich selbst inmitten Kairos nicht, den Sand aus den Haaren zu schuetteln, er sitzt zwei Minuten spaeter sowieso wieder darin.
Aber an Sand haben wir uns Sonntag bereits gewoehnt. Zusammen mit zwei amerikanischen Musliminnen haben wir eine Jeep-Tour durch die "Sea of Sands" gemacht. Ich habe hier ein Bild eingefuegt, dass ich waehrend der Fahrt vom Dach des Autos gemacht habe (ein anderer Jeep hat sich ein Rennen mit unserem Fahrer Ali geliefert - wir haben gewonnen). Aber egal wieviel Bilder ich euch noch zeigen werde, ich glaube, das Gefuehl auf dem Dach eines Jeeps die Duenen hoch und runter zu fahren und dabei nur die scheinbar endlose Wueste zu sehen, ist einfach unbeschreiblich.
Zwischenzeitlich haben wir Stops an zwei kleinen Quellen gemacht. Die eine war gross und klar und hatte kaltes Wasser mit Fischen darin, die andere war klein und heiss und schwefelig. In der zweiten sind Isa und ich baden gegangen. Leider sammelten sich die Fahrer dreier verschiedener Gruppen um die Quelle und warteten augenscheinlich darauf, dass wir wieder rauskamen. Wir waren nicht sehr gewillt uns in Bikinis den Augen provinzialischer Aegypter zu praesentieren, irgendwann wurde es in der Quelle aber wirklich zu heiss und schwefelig und so konnten sich die Fahrer fuer einen kurzen Moment an unserem Anblick laben. Wir wickelten und dann schnellstmoeglich in unsere hochheiligen Handtuecher, die wir in Kairo gekauft haben (und die uns als Decken, Kissen, Umhaenge, Schnuffeltuecher und manchmal auch als regulaere Handtuecher treue Dienste leisten) und entschwanden damit ihren Blicken.
Die eigentlich Oase, Siwa, in der wir wohnten, war recht traditionell. In der ganzen Zeit haben wir vielleicht die Gesichter dreier Frauen sehen koennen, alle anderen waren komplett und alle einheitlich verschleiert. Ausserdem liefen sie fast nie herum sondern wurden von ihren Maennern oder Soehnen auf Eselskarren durch die Strassen kutschiert. Dabei war auffaellig, dass die meisten Maenner drei bis vier Frauen herumfuhren. Sehr traditionell, wie gesagt. Trotzdem hatten wir keine ernsthaften Probleme, da die Einheimischen an Touristen gewoehnt waren.
Wenn ich hier studieren sollte, wird Siwa bestimmt mein Ferienziel...